Hallo liebe Phefux-Leser,

Während uns die ersten Sonnestrahlen wärmen und die ersten Bienen ihre Kreise ziehen beschäftigt den ein oder anderen PKUler die Frage: Was kann ich gegen den Winterspeck tun?

Wusstet ihr, dass es mit PKU eine Menge Dinge zu beachten gibt, wenn man langfristig und gesund Gewicht verlieren will? Ich habe mir diesmal kompetente Hilfe mit ins Boot geholt. Zusammen mit den beiden Diätassistentinnen Julia Weinert und Judith Kalus der Ernährungsberatung der Klinik für Kinder und Jugendmedizin des Josef-Hospitals Bochum habe ich besprochen, wie das Abnehmen mit PKU gelingen kann. Damit ihr auch direkt ins Thema findet habe ich diesmal die direkte Anrede gewählt und eine Art Dialog erstellt. Zusätzlich könnt ihr euch etwas weiter unten noch einen Vordruck für ein Ernährungsprotokoll herunterladen. Ich wünsche euch jetzt viel Freude beim Lesen und umsetzen.

Fr. Weinert und Fr. Kalus

Die PKU-Dät ist ja sehr kohlenhydratlastig – was kann ich da tun?

Durch unsere Spezialprodukte und unser eiweißarmes Mehl können wir super Phenylalanin einsparen. Aber du musst dir auch bewusst machen, dass wir uns nicht nur alleine von den Spezialprodukten ernähren können. Dies kann sogar im schlimmsten Fall zu einer „Kohlenhydrat-Mast“ werden. Das bedeutet, dass man nur noch auf Nudeln und Brot setzt und sich die Kohlenhydrate über den Tag summieren und natürlich dadurch das Gewicht ansteigt. Ganz wichtig ist es die Auswahl zu beachten, z.B. lohnt es sich auch mal ein Brot selber zu backen und viele gesunde Ballaststoffe mit einzubacken. Dafür gibt es z.B. BallastoMaxx und Flohsamenschalen. Ich nehme sie auch gerne in Rezepten, die ich für euch kreiere – schau doch mal durch die Rezeptdateien. 🙂 Wenn du als Erwachsener mit PKU eine höhere Toleranz hast und selber backst, kannst du sogar ein ein paar Gramm Buchweizenmehl, Kastanienmehl und ein paar Körnern im Teig versuchen. Du musst es nur mitberechnen. Ballaststoffe sind genrell sehr wichtig in der gesunden Ernährung und auch beim Abnehmen. Lies dir hier noch einmal durch, warum Ballaststoffe kein Ballast sind!

Meine Süßigkeiten haben extra wenig Eiweiß – das ist doch gut bei PKU, oder?

Natürlich haben zuckerhaltige Nahrungsmittel im Normalfall weniger Eiweiß – Aber man muss sich bewusst sein, dass Süßigkeiten „Schnuckerkram“ ist und kein Mahlzeiten-Ersatz! Eine Portion Süßigkeiten hat auch generell nur die Größe, die in deine hohle Hand passt – mehr ist nur zusätzlicher Kalorienballast und eine zusätzliche Portion. Das macht man sich auch viel zu selten bewusst und isst viel zu viel. Auch hier ist es wieder wichtig auf das Verhältnis und die Auswahl zu achten. Man muss sich die Süßigkeiten jedoch nicht ganz verbieten – das bringt nämlich nichts. Besser ist es, sich bewusst zu werden was man zu sich nimmt und es versuchen auf ein gesundes Maß zu reduzieren. Zucker vesteckt sich zudem auch oft in Getränken – warum nicht einfach mal ein Mineralwasser trinken? Für mehr Geschmack könnt ihr es mit Zitrone und Minze aufpeppen oder auch ein paar Himbeeren im Wasser machen sich auch gut. Ein Glas Cola z.B. ist auch schon eine richtige Zwischenmahlzeit und kein Durstlöscher! Durch den zugesetzen Zucker bekommt nan nur noch mehr Durst. Bei Fruchtsäften müsst ihr euch bewusst sein, dass sie viel fruchteigenen Zucker enthalten. Auch ein Smoothie ist eine richtige Mahlzeit und sollte nicht zusätzlich sondern nur „statt dessen“ konsumiert werden.

Na, wenn das so ist, dann esse ich nur noch die Hälfte meiner Kalorien por Tag!

Das kann gefährlich werden und wird nicht funktionieren! Eine zu starke Kalorienreduktion bewirkt nämlich keinen Abnehmerfolg sondern einen Anstieg deiner Phe-Werte! Dadurch, dass der Körper unterversorgt ist, holt er sich die Energie aus körpereigenem Eiweiß und baut dabei auch Phenylalalnin ab. Dieses Phe reichert sich dann zusätzlich im Körper an. Man nennt das „katabole“ Stoffwechsellage. Durch eine Katabolie gewinnst du nichts und verlierst viel. Und seien wir mal ehrlich, wenn man einen hohen Phe-Wert hat sinkt auch die Motivation für Sport und Freizeitaktivitäten – denn ein hoher Phe-Wert belastet den Körper und auch die Psyche.

Na schön! Was ist denn so der Richtwert für ein gesundes Abnehmen? Ich will schnell viel erreichen!

Ich kann verstehen, dass du gerade, voller Motivation, am besten so schnell wie möglich dein Abnahmeziel erreichen willst. Aber Langfristig ist besser, denn dann kommt es auch nicht zum berühmten „Jojo-Effekt“. Eine Abnahme von bis zu 2 Kilo im Monat ist super und noch voll im gesunden Bereich. (Also ca. 500g pro Woche)

Jetzt komm schon. Raus mit der Sprache! Gibt es nicht irgendwelche Geheim-Tipps?

Der wichtigste Tipp, den ich dir geben kann, ist sich bewusst zu machen was man so den ganzen Tag über isst. Wie wäre es damit mal ein Ernährungsprotokoll zu schreiben? Um es dir zu erleichtern habe ich dir einen kleinen Vordruck gestaltet, den du hier downloaden kannst. So kannst du direkt loslegen: Ernährungsprotokoll_Phefux

Ein weiterer Tipp ist es, die Mahlzeiten über den ganzen Tag zu verteilen, um Heißhunger-Attacken vorzubeugen. Das ist auch wichtig bei der Einnahme der Aminosäure. Diese muss ja auch über den Tag verteilt in 3 bis 5 Portionen eingenommen werden. So ist der Körper durchgängig versorgt.

Der nächste Tipp ist: Sei selbstbewusst in der Küche. 🙂 Klingt erstmal lustig? Es ist aber essenziell wichtig! Probier deine Kochfähigkeiten auszubauen, traue dich ans Backen und probiere immer wieder mal das ein oder andere Rezept aus. Du kannst nichts falsch machen! Aus Fehlern in der Küche kann man nur lernen. Durch die eigene Zubereitung weißt du was auf deinen Teller kommt und du kannst Nährstoffe, Kalorien und zugesetzen Zucker selbst bestimmen und so dann auch gut im Blick behalten. Das ist auch ganz wichtig für Kinder mit PKU! Je selbstverständlicher für sie die Nahrungszubereitung ist und sie frisches Gemüse und Obst kennen gelernt haben, desto besser werden sie es später auch in ihren Alltag integrieren.

Eine Hilfe kann es auch sein sich an deine behandelnde Diätassistentin zu wenden. Sie kann über das Ernährungsprotokoll schauen und Kalorien, Phe-Menge und andere Nährstoffe berechnen. Aber vor allem kann sie dich individuell beraten. Denn jeder Patient reagiert anders auf eine Ernährungsumstellung – und du willst ja für dich die beste Versorgung! 😉 Die Diätassistentinnen können dein Abnehm-Programm perfekt auf dich zuschneiden und dich auch langfristig unterstützen.

Das ganze hat natürlich eine psychologische Komponente: Du hast als erwachsener PKUler eine Eigenverantwortung, was du für dich machen und umsetzen kannst und willst. Aber sei dir selbst so wertvoll und behalte deine Phe-Werte, deine Kalorien und deine Bewegungsmöglichkeiten im Auge. Denn nur ein gesunder PKUler ist ein glücklicher PKUler!!

Und wichtig ist es die Motivation zu halten. Auch deswegen ist längerfristig und schonendes Abnehmen sinnvoller als Crash-Diäten (die bei PKU eh nur gefährlich sind!) oder ein Sport-Overkill! Wenn du jeden Tag ein wenig mehr umzusetzen schaffst, kannst du stolz auf dich sein! Und das jeden Tag auf’s Neue. Wie cool ist das denn? 🙂

Bewegung gehört ja auch dazu – was ist die beste Sportart zum Abnhemen?

Die Sportart, die dir Spaß macht! Bewegung macht glücklich und der Kreislauf wird in Schwung gebracht. Aber um langfristig etwas davon zu haben, solltest du eine Sportart wählen, die dir so richtig Spaß macht und sich auch in deinen Alltag integrieren lässt. Es gibt ja so vielfältige Möglichkeiten: Inline skaten, Fahrrad fahren, schwimmen, Fußball spielen, Tanzen. Du kannst auch gerne ins Fitness-Studio gehen, wie ich es derzeit mache oder du suchst dir einen Sportverein. Und Sport macht in der Gemeinschaft noch mehr Freude. Such dir einen Sportpartner und starte durch. 🙂

Aber auch, wenn du wirklich einen vollen Tag hast kannst du mehr Bewegung in deinen Alltag integrieren. Fahre mal mit dem Fahrrad zur Arbeit, mache in der Mittagspause statt dem Schwatz in der Kantine einen schönne Spaziergang in der Sonne, nimm die Treppe statt des Aufzugs. Es gibt sogar tolle kleine Fintess-Übungen fürs Büro. Auch ein flotter Hausputz mit fetziger Musik verbrennt so einige Kalorien. Alles was mehr Bewegung in die Alltagsroutine bringt tut gut.

Ganz erheblich für deinen Sport-Erfolg ist auch, dass du Krafttraining und Ausdauertraining kombinierst. Durch das Krafttraining forderst und förderst du deine Muskeln und durch das Ausdauertraining bekommst du mehr Puste. 🙂 Die trainierten Muskeln verbrennen übrigens noch über das Training heraus Kalorien. Super!!

Wie ist das mit den Aminosäuren, wenn ich Sport gemacht habe?

Die Aminosäure nimmst du am besten direkt nach deinem Work-Out und auch der Kohlehydratspeicher muss wieder aufgeladen werden. In fertig gemischten Aminosäuren ist diese schon integriert. Aber Achtung: Fertige Aminosäuremischungen sind als eine Zwischenmahlzeit anzusehen! Wenn man eine konzentrierte Aminosäure einnimmt solltest du diese nur mit Wasser anschütteln, um ein paar Kalorien einzusparen und dazu z.B. eine Banane nach dem Training essen. Wichtig ist – generell – dass du deine Aminosäuren regelmäßig und über den Tag verteilt einnimmst. So schaffst du die richtige Basis um sportlich aktiv zu sein.

Habt ihr weitere Themen, die euch beim Abnehmen mit PKU interessieren? Ich plane noch ein paar weitere Artikel zu diesem Theme. Lasst mich wissen, was euch Schwierigkeiten bereitet und was ihr für Erfahrungen macht! 🙂 Habt ihr Interesse an einigen Übungen für Bewegung im Alltag? Dann lasst mich dies auch wissen! 🙂 Kommentier unter diesem Beitrag oder bei Facebook.

Motivierende Grüße!!

Euer Phefux

(Bildnachweise: Die letzten Drei Bilder für diesen Beitrag sind lizenzfreie Bilder der freien Plattfrom pixabay.de)