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Hallo meine lieben Phefux-Leser,

ich nehme euch heute mal wieder mit auf eine Reise. Aber wir besuchen keine fremden Orte. Nein, wir bereisen die Zeit! Ich nehme euch mit in meine Vergangenheit mit der PKU. 🙂

Nach unserem Umzug in die Wohngemeinschaft, bot sich wieder die Gelegenheit auch die Aktenordner und „Papierkram-Kisten“ zu sortieren. Ich war ganz erstaunt, was mir dabei alles in die Hände gefallen ist. Meine alten Kochbücher, einige Aufzeichnungen und Berechnungen meiner Mutter auf Zetteln verteilt und einige Prospekte, der verschiedenen Firmen von früher.

Ich bin 1984 geboren. Die PKU war noch unbekannter als heute und die Auswahl an Speziallebensmitteln war nicht mal annähernd so vielfältig. Ich kann mich noch genau erinnern, wie sich die Menschen in meinem Umfeld bemüht haben, mir die PKU zu erklären und aus den Gegebenheiten und wenigen Produkten etwas Leckeres zu zaubern. Meine Kindergärtnerin zum Beispiel hat mit Äpfel in besondere Formen geschnitzt, mich beim Pfannkuchen backen in der Gruppe nicht ausgeschlossen, sondern allen anderne Kinder erklärt, weshalb ich einen anderen Teig mitbringe. So fühlte ich mich nie ausgeschlossen.

Auf einer anderen Ebene erging es mir aber anders als den meisten PKUlern in meinem Alter. Ich hatte keinen Kontakt zu anderen PKU-Kindern. Im Ruhrgebiet scheint es damals keine so große Gruppe oder Selbsthilfegruppen gegeben zu haben. Das ist sehr schade, da ich so kaum Austausch hatte und ich auf die Kreativität meiner Eltern angewiesen war. Die ersten Kontakte haben sich erst als Jugendliche für mich ergeben.

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Was mich auch immer wieder mal schmuzeln lässt, ist der Blick in die alten Bücher. So hatten wir, als ich noch sehr klein war, nur ein einziges Back-und Kochbuch. Es hieß: „Unser Kind hat Phenylketonurie“ und kam vom Stoffwechselzentrum in Münster. Es enthält eine Erklärung der PKU als Gendefekt (sehr fortschritllich für die 80er – sogar mit der Molekularebene), Tageskostpläne für die verschiedenen Altersstufen eines Kindes und im Anhang auch einige Rezepte. Ganz wichtig und immer gut genutzt waren hier das Brotrezeot und das Brötchenrezept. Kennt eigentlich jemand von euch noch PKU-Dosenbrot? Wir haben es oft in den Sommerferien mit in den Urlaub genommen. Verschweißtes, lange haltbares Brot  gab es nicht und den Rest haben meine Eltern immer im Urlaub frisch gekocht und gebacken.

Jetzt müsst ihr euch vorstellen, dass es 1984 bis in die 90er Jahre hinein keine PKU-Milch, keinen Käse-Ersatz, keine PKU-Würstchen, nur drei bis vier Nudelsorten und auch nur eine Mehlsorte gab. Man fand auch keinen Ei-Ersatz oder Kuchenfein – der kam erst später auf den Markt. Und ich weiß noch wie beeindruckt ich von dieser Neuerung war. Ich muss manchmal darüber lachen, ob der Erinnerung, wie ich damals durch das Zimmer getanzt bin mit meiner ersten Dose Ei-Ersatz. 🙂

Generell war die PKU-Diät einfach mehr Gemüse- und Obst-lastiger. Spezialprodukte kamen nur zum Einsatz um Brot und Brötchen und zu Geburtstagen oder speziellen Events mal einen süßen Kuchen oder anderes Gebäck zu backen. Das findet sich auch in den alten Rezepten wieder – Gemüsesuppen, Krautwickel, Auberginenschiff in Tomatensoße, Gemüsebratlinge. Alles Dinge, die man ohen Spezial-Lebenmittel umsetzen kann.

Ich wäre nicht euer Phefux, wenn ich nicht auch wieder meine Spürnase für euch angeschaltet hätte: Ich habe euch ein Rezept aus dem Buch mitgebracht, welches meine liebste Kuchenspeise als Kind war. Sie nennen sich Rosinettas. Und eigentlich sind es – in heutiger Sprache – Mörenmuffins. 🙂 Aber damals kannte noch niemand Muffins und ich habe mich einfach an den kleinen, praktischen Kuchen erfreut. Der Clou ist, dass das Rezept besagt, man solle sich aus Alufolie und mit Hilfe eines Glases kleine Förmchen basteln, um die Kuchen zu backen. Das waren die ersten Muffin-Förmchen! Man musste nur kreativ sein, dann lies sich viel für PKUler umsetzen. 🙂 Ich habe meine Rosinettas gerne mit ein wenig Margarine bestrichen gegessen. Mjam! 🙂

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Hier ist das Rezept für euch zum nachbacken:

Für 4 Stück

50g Margarine

30g Zucker

1 Prise Salz

80g eiweißarmes Mehl (Es wird damin eiweißarm vorgeschlagen. Ich habe Sunny genommen – da ich dieses jetzt immer als Standardmehl benutze)

2g Backpulver

40g Karottensaft

1 Tropfen Rum-Aroma (Man bekommt das Aroma bei den Backzutaten im Supermarkt inganz kleinen Glasfläschchen)

Phe-Werte: 1 Stück hat 0,2g Eiweiß und 5mg Phe

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Step 1:

Die Margarine und den Zucker mit der Prise Salz schaumig aufschlagen. Das geht ganz einfach mit dem Schneebesen.

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Step 2:

Das Mehl und das Backpulver mischen und hinzufügen.

Step 3:

Den Karottensaft und einen einzigen Tropfen Rum-Aroma hinzufügen.

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Step 4:

Alles zu einem Teig zusammenrühren.

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Step 5:

In kleine Muffinförmchen geben und bei 200 Grad auf einem Gitterrost 25 Minuten backen.

Volià!

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Ich hoffe dieser kleine Einblick hat euch gefallen. Ich werde nach und nach weiter mit euch in dei PKU-Vergangenheit reisen. 🙂 Es bleibt spannend!

Wollt ihr noch mehr Rezepte aus meiner PKU-Vergangenheit? Dann beantwortet mir in den Kommetaren folgende Frage:

Süß, salzig, fruchtig oder herzhaft? was ist eure Lieblings-Geschmacksrichtung?

Habt einen schönen Tag und lasst es euch schmecken!

Euer Phefux